Story

STORY

In Zeiten des Internets wird nicht mehr so ausdauernd gelesen. Statistisch klicken wir im Sekunden Takt weiter, wenn unsere Sinne nicht mit neuen Bildern und Nachrichten bei Laune gehalten werden. Fast ein Wunder, das du hier noch liest. Respekt. Es könnte Sinn machen weiter zu lesen, wenn du dich interessierst: Warum tut Der Das?

Gerne: Im Sommer 2005 fuhr ich mit meinem Motorrad auf kleinen Straßen über das griechische Festland. Ich sah ein LASTA auf einer Wiese. Er zog mich an, wie ein Magnet. Ich genoss die Ruhe. Bewunderte die Details. Machte Fotos. Später nannte ich mein Fundstück „Schläfer“ und die Laster „LASTA“. Warum kannst Du beim Schläfer lesen.

Ab diesem Zeitpunkt habe ich LASTA bemerkt und fotografiert. Und gesucht. Das Finden ist ein glücklicher Moment. Pilzsammler wissen wovon ich spreche. Warum ist das so? Ich forschte und erinnerte mich:

Die Sommer der siebziger Jahre: Bad Orb, 50 km nordöstlich von Frankfurt am Main. Ich gehe zum Laster. Über den Bach springen, schauen ob keiner da ist, über den Zaun klettern, durch den Brennnesselwald zu den großen schweren Türen des alten Lasters mit Schlafkabine. Es riecht nach alten Polstern, Staub und Motoröl. Die Sonne scheint durch die zerschlagene Seitenscheibe, Spinnweben schillern im Licht. Tür zu. Die Reise kann losgehen – ganz schön früh für den kleinen Fernfahrer – damals mit seinen fünf Jahren.

Das hatte ich ganz vergessen. Klingt nach einer Erklärung. Aber was gefällt mir heute:

Die Ruhe. Wracks dieser Art stehen nicht auf Autobahnen und sind fern ab von Einkaufszentren. Sie befinden sich an Orten wo Ordnung, Konsum und Hektik ganz weit weg sind. Oft gibt es auch kein Internet – also Orte, wo man schon sehr mutig sein muss mal mit sich selbst klar zu kommen. Wo man einfach mal nur staunen kann was die Natur in recht kurzer Zeit aus unseren Errungenschaften machen kann, die wir für so unendlich wichtig halten.

Hier wird Lebenshilfe geleistet: Es macht keinen Sinn sich aufzureiben. Egal wie groß, schnell und laut du auch bist: Am Ende bist Du Rost. Reg Dich nicht auf. Lass los. Betrachte und staune täglich.  

Alte Lastwagen haben ein Gesicht und erzählen jedem, der sich die Zeit nimmt, Geschichten. Sie sind als Ganzes ausdrucksstark und überraschen mit hunderten von Details, Verlassenschaften, Zeichen und abstrakten Schöpfungen der Zeit.

Alte Scheinwerfer funkeln noch mit Restenergie – haben mehr Ausstrahlung denn je, feine Moose erobern sich die besten Plätze und konkurrieren mit groben Rost, Farben und Formenpracht aufplatzender Lackschichten, Stillleben alter Fahrerhäuser, Griffe, Lenkräder, Schalter mit eindrucksvoller Patina.

Wer aufmerksam ist, spürt den Kontrast zwischen der unwirklichen Ruhe und der einstigen Betriebsamkeit. Der Sieg der Zeit über die Macht der Technik. Die Vergänglichkeit einstiger Werte relativiert unsere hektische, materielle Welt.

Eine Auswahl der letzten 15 Jahre findest du hier bei stöbern. Ansichtssachen. Aufnahmen, welche die Stimmung am Fundort spüren lassen – wenn man sich Zeit nimmt.

Viel Spaß beim Anschauen.

DANKE

Danke an alle Unbekannten und Anonymen
Sammler, Bewahrer, Träumer, Absteller, Vergesser und Falschparker für ihre Beiträge zu diesem Bildband.

Max Zotter
Für die liebevolle und artgerechte Haltung wilder LASTA und die wertvollen Informationen.

Cristiano und Gabriele Politi
Für die wunderschönen italienischen Objekte der legendären Sammlung „collezion politi“, www.collezionepoliti.it.

Alex, Bertram, Rainer und Stefan,
vom MC Lunte für die Geduld beim Suchen, Warten und Fotografieren.

Florian Soos
und dem Cyberlab Wien für die Unterstützung bei der digitalen Bildbearbeitung.

Alexander Fischer
vom ETM Verlag in Stuttgart für wertvolle Tipps und Unterstützung.

Veronika,
für Liebe, Zuversicht, Lektorat, Übersetzung und ganz viel Geduld.

Ernst Hintermayer
für die Umsetzung der Website – www.pc-assistance.at